Einmal in Australien zwischen Regenwald und Kängurus arbeiten - das wünschen sich viele. Doch oft scheitert der Traum von der Reise um die Welt am Geld. Wer nach der Schule eine Ausbildung beginnt und diesen Traum dennoch nicht aufgeben möchte, hat oftmals die Möglichkeit, während der Ausbildung einige Monate im Ausland zu verbringen. Viele größere Unternehmen, wie beispielsweise Murrelektronik, bieten das ihren Auszubildenden von Haus aus an. Aber auch in Betrieben, wo so ein Aufenthalt nicht vorgesehen ist, schadet es nicht, den Ausbilder einmal darauf anzusprechen.
Denn es gibt diverse Förderprogramme, wie beispielsweise Erasmus, die solch einen Aufenthalt helfen zu finanzieren. So bekommt der Betrieb Unterstützung bei den Reisekosten, den Aufenthaltskosten und sogar für Sprachkurse. Beantragt wird diese Förderung direkt vom Betrieb. Trotz anfallender Kosten müssen die Auszubildenden aber nicht auf ihr Gehalt verzichten: Im Berufsbildungsgesetz ist nämlich festgelegt, dass ein Auslandsaufenthalt immer als Teil der Ausbildung angerechnet werden kann. So steht der Reise nach Australien, China oder Spanien fast nichts mehr im Wege.
Barcelona
Sebastian Gruber war für Murrelektronik in Spanien. Er reiste für zwei Monate nach Barcelona, um den spanischen Markt zu analysieren. Ihm machten die Arbeitszeiten und vor allem die Essenzeiten zu schaffen. In seiner spanischen WG gab es oft erst abends um 22 Uhr Abendessen. Doch gelernt hat er während seines zweimonatigen Aufenthalts so einiges. "Ich habe gelernt zu organisieren, mit verschiedenen Leuten klar zu kommen, offener zu sein, extrovertierter zu sein, auf Leute zuzugehen, die Schüchternheit noch mehr abzubauen und weltoffener zu sein", erklärt er.
Für seinen jetzigen Job bei Murrelektronik als Area Sales Manager für Indien und die Türkei ist das natürlich besonders vorteilhaft. Für diesen Job war er seit Barcelona schon in China, Indien, in der Türkei und in Großbritannien unterwegs. "Ich würde definitiv auch anderen eine Auslandserfahrung empfehlen, unabhängig davon ob im Studium oder in der Ausbildung", rät der 22-Jährige. "Man lernt nicht nur auf der Unternehmensseite fachlich so viel Gutes, sondern auch persönlich."
Madrid
Auch Pascal Gruber macht bei Murrelektronik eine Ausbildung zum Industriekaufmann mit Zusatzqualifikation Internationales Wirtschaftsmanagement. Ein Grund für seine Entscheidung, diese Ausbildung bei ֲMurrelektronik zu machen war, dass zwei Auslandsaufenthalte in London und Madrid als Teil der Ausbildung vorgesehen sind. In Madrid hat der Auszubildende vier Wochen lang eine Sprachschule besucht.
Neu in Madrid waren für ihn die Arbeitszeiten. Die Arbeit beginnt später, hört später auf und mittags gibt es eine lange Siesta-Pause. Trotzdem ist er begeistert vom Land: "In Madrid haben mich vor allem die Menschen sehr beeindruckt. ßberall wird eine sehr große Lebensfreude ausgestrahlt, die Menschen sind offen, freundlich und kommunikativ. Man bekommt das Gefühl, dass hier das Leben sehr genossen wird", erzählt er. Neben der spanischen Sprache, die er verbessern konnte, ist er nach diesem Aufenthalt viel selbstständiger geworden. Er hofft, dass er bald mal wieder nach Madrid gehen kann.
Shanghai
Gianfranco Alibrandi aus Rudersberg studiert Wirtschaftsingenieurswesen mit Schwerpunkt Elektrotechnik bei Murrelektronik. Er ist momentan als Teil seines Studiums in Shanghai. "Meine Entscheidung fiel auf Shanghai, da ich einerseits das Projekt sehr interessant fand, andererseits mich China schon immer interessiert hat und ich die Kultur kennen lernen wollte", erklärt er. Dort unterstützt er den Bereich Sales und Marketing durch das Analysieren von Mitbewerbern.
Eine besondere Herausforderung in China ist wohl eindeutig die Sprache. "Nur die Kollegen in Führungspositionen können tatsächlich Englisch. Ansonsten ist Englisch in China noch nicht wirklich weit verbreitet", erklärt der Student. Auf Chinesisch hat er sich daher die wichtigsten Wörter, wie Hallo oder Danke angeeignet. Doch auch ohne große Chinesisch-Kenntnisse boxt er sich ganz gut durch. "Besonders beeindruckt haben mich bisher die Gastfreundschaft der Chinesen und die Metro. Sie fährt in kurzen Abständen und man kommt sehr schnell und komfortabel für gerade mal umgerechnet 55 Cent überall hin. Außerdem gibt es hier sehr viele kulinarische Leckereien", erzählt Gianfranco Alibrandi. Verzichten könne er allerdings auf die Fahrweise der Chinesen. Wer hier versuche, Regeln oder ein System zu finden, der scheitere klar. "Es wird wild durcheinander gefahren und Ampeln werden oft ignoriert. Die Hupe wird hier öfter betätigt, als der Blinker", erzählt der Student. Aber auch wenn manche Erfahrungen etwas gewöhnungsbedürftig waren, so zieht er doch ein positives Resümee: "Die Zeit hier war auf jeden Fall ein sehr wichtiger und prägender Lebensabschnitt, da ich eine komplett andere Kultur kennenlernen durfte."
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