Was wollen die Personaler eigentlich von mir?
Bewerbe ich mich lieber per Papier oder online? Was muss alles in ein Anschreiben rein? Und wie kann ich mich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten? Antworten auf diese Fragen bekommt man zuhauf in der Schule, bei der Berufsberatung oder auf Internet-seiten. Doch was sagen eigentlich die Personaler der hiesigen Unternehmen Harro Höfliger, Stihl, Bahmüller und Kärcher dazu? Wir haben sie gefragt.
Individualisten mit
Begeisterung für den Beruf
Der Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH in Allmersbach im Tal sucht Auszubildende mit Persönlichkeit und Motivation, Noten sind eher zweitrangig. Personalleiter Uwe Amann legt deshalb auf ein individuelles Anschreiben besonders viel Wert. „Mir ist es bei Bewerbern für technische Ausbildungsplätze viel lieber, wenn der Satzbau mal nicht ganz stimmig ist, ich aber merke, da ist Mühe und Individualität dahinter“, erklärt er. Die Begeisterung für den Beruf müsse rüberkommen. Beim Lebenslauf möchte der Personaler eine lückenlose Auflistung und keine Auslassung von Zeiträumen, auch wenn mal etwas nicht so gut gelaufen ist. Hobbys, soziales Engagement, Praktika – all das sind wichtige Anhaltspunkte für das Unternehmen. Bewerbungen auf Papier und Onlinebewerbungen haben die gleichen Chancen. „Bei der Papierbewerbung hat der Bewerber es aber selbst in der Hand, in welcher Form die Unterlagen im Unternehmen landen. Bei einer Mappe kann man besser sehen, ob sich jemand viel Mühe gemacht hat“, sagt Uwe Amann.
„Motivation ist wichtig – Noten sind zweitrangig.“
Uwe Amann - Personalleiter bei Harro Höfliger
Hat die Bewerbung überzeugt, gibt es eine Einladung zum Bewerbungsgespräch – ein Test findet nicht statt. Im Gespräch möchte der Personaler den Bewerber besser kennenlernen. Er möchte wissen, warum der Bewerber diesen Beruf ausgewählt hat, warum er sich gerade für ein Unternehmen für Sondermaschinen entschieden hat und warum dieser Beruf zum Bewerber passt. Auch das Auftreten ist ein wichtiger Aspekt. „Uns ist klar, dass die Bewerber nervös sind, aber trotzdem kann man ordentlich die Hand schütteln und dem Gegenüber in die Augen schauen“, erklärt der Personaler. „Ein freundlicher Umgang innerhalb des Unternehmens ist uns sehr wichtig. Deshalb bieten wir unseren Azubis gleich in der ersten Woche einen Kniggekurs. Das kommt immer sehr gut an.“ Nach dem Vorstellungsgespräch gibt es einen Rundgang durch das Gebäude. Hier sollten sich die Bewerber aber keinesfalls nur berieseln lassen. Interesse zeigen und Fragen stellen heißt hier die Devise. Auch am Ende des Gespräches sollte der Bewerber ein paar Fragen parat haben.
Übertreiben erlaubt
– Schwindeln nicht
Auch bei der Andreas Stihl AG und Co. KG ist der Inhalt des Anschreibens wichtiger, als die Form. Es sollte die Fragen beantworten, warum genau dieser Beruf gewählt wurde und was einen zu diesem Beruf befähigt. „Es darf generell etwas übertrieben werden – schließlich kommt Bewerbung von Werbung –, es darf aber nicht geschwindelt werden“, erklärt Günther Kahn, Abteilungsleiter des Bereichs Ausbildung. Kleine Mankos im Lebenslauf – wie etwa eine schlechte Note – sollten im Anschreiben angesprochen werden. Man muss sich zwar nicht dafür rechtfertigen, doch sollte man klarmachen, dass einem das Manko bewusst ist und man daran arbeitet, es besser zu machen. Wer sich für zwei verschiedene Berufe im gleichen Unternehmen bewerben möchte, sollte nur eine Bewerbung schreiben und im Anschreiben mitteilen, welcher Berufswunsch Priorität eins und zwei hat. Die Einladung zum Bewerbungsgespräch wird dann per E-Mail rausgeschickt. „Ganz wichtig: Kontaktmöglichkeiten, die der Bewerber angibt, sollte er auch benutzen. Es kommt leider sehr häufig vor, dass die Bewerber ihre E-Mails gar nicht lesen und dann den Termin zum Bewerbungsgespräch verpassen. Das ist sehr ärgerlich“, erzählt Günther Kahn. Wird der Termin ohne Entschuldigung versäumt, gibt es in der Regel keine zweite Chance.
Um den besten Kandidaten herauszufiltern, veranstaltet Stihl einen Bewerbertag. Dort gibt es verschiedene Gruppenübungen, bei denen die Methoden, Organisationstalent und Teamfähigkeit geprüft werden. Dazu gehört auch immer eine kleine Präsentation über sich selbst. Richtig vorbereiten kann man sich darauf nicht. Doch man sollte sich im Klaren darüber sein, was man werden möchte, warum man es werden möchte und warum man es genau in diesem Unternehmen werden möchte. „Die Frage, was der Bewerber sich von der Ausbildung erwartet, wird so oder so ähnlich auf jeden Fall kommen“, sagt der Ausbildungsleiter. Es ist also ratsam, sich vorher genau über diesen Beruf zu informieren, am besten über ein Praktikum. Am wichtigsten ist aber: Immer ehrlich und authentisch bleiben – nicht taktieren oder überlegen, was die Personaler von einem hören möchten.
„Ehrlich und authentisch bleiben – nicht taktieren.“
Günther Kahn - Abteilungsleiter Ausbildung bei Stihl
„Um etwas Stress abzubauen, bringen wir die Bewerber auch mit unseren Auszubildenden zusammen, damit sie sehen, dass man hier kein Star sein muss, um als Kandidat infrage zu kommen“, erzählt Günther Kahn. Nach den Gruppenübungen folgt noch ein Einzelgespräch, bei dem Fragen geklärt werden, die man in der Gruppe nicht gestellt hat. „Wie schätzen Sie sich ein? Was würden Sie anders machen, wenn Sie eine zweie Chance bekämen? Das sind Fragen, auf die sich die Bewerber einstellen müssen“, erklärt der Ausbildungsleiter.
Menschen dürfen
Ecken und Kanten haben
Yvonne Schurr ist kaufmännische Assistentin bei der Wilhelm Bahmüller Maschinenbau-Präzisionswerkzeuge GmbH in Plüderhausen. Die junge Frau ist noch nicht lange in dieser Position, trotzdem fallen ihr auf Anhieb viele Fehler ein, die Bewerbern immer noch regelmäßig unterlaufen. Ein ganz wichtiger Punkt ist mangelnde Sorgfalt. Es werden Ansprechpartner der Konkurrenz angesprochen, Fehler der Autokorrektur übersehen, Groß- und Kleinschreibung missachtet oder gar keine ganzen Sätze gebildet. Um das zu vermeiden, sollte man die Bewerbung von den Eltern, Geschwistern oder vom Lehrer gegenlesen lassen. Kommt die Bewerbung auf Papier, sollte die Mappe ordentlich sein und die Farbe des Unternehmens haben, kommt sie per Mail, sollte sie in ein einziges PDF-Dokument gepackt werden, dessen Seiten nicht auf dem Kopf stehen.
Mindestens genauso wichtig wie eine ordentliche Form ist der Inhalt des Anschreibens. Wie wurde der Bewerber auf das Unternehmen aufmerksam? Warum hat er sich für diesen Beruf entschieden? Und warum eignet er sich für diese Ausbildung? Das sind die Fragen, die im Anschreiben beantwortet werden müssen. Dabei darf auch gerne auf das Mofaschrauben in der Freizeit oder den Opa, der Schlosser ist, näher eingegangen werden. Die Noten sind für
Bahmüller zwar wichtig, aber nicht entscheidend. „Uns sind neben den Hauptfächern vor allem die Noten in Verhalten und Mitarbeit sowie die Noten von Nebenfächern wie Religion und Gemeinschaftskunde wichtig“, erklärt Yvonne Schurr. Daran erkenne sie nämlich, wie motiviert und lernwillig ein Bewerber sei.
„Wir leben von
den verschiedenen Charakteren.“
Yvonne Schurr - Assistenz der kaufmännischen Leitung bei Bahmüller
Hat die Bewerbung überzeugt, kommt die Einladung zum Bewerbungsgespräch. Bei Bahmüller muss neben dem Gespräch noch ein Test abgelegt werden, der Logik und Allgemeinwissen abfragt. Als Vorbereitung empfiehlt sie, sich über aktuelle Nachrichten zu informieren. Vor dem Bewerbungsgespräch muss sich niemand fürchten. Wichtig ist, alle Fragen ehrlich zu beantworten und etwas von sich selbst preiszugeben, damit die Personaler eine Chance haben, den Menschen hinter der Bewerbung kennenzulernen. Dabei darf man auch zugeben, dass man keine Leseratte ist oder eben etwas nicht weiß. „Wir leben von den verschiedenen Charakteren. Der Bewerber darf stottern, er darf stocken, er darf ganz rot und fleckig im Gesicht werden, das ist alles egal, er muss mich nur davon überzeugen, dass er die Ausbildung wirklich möchte, das ist für uns das Wichtigste“, erklärt die Personalleiterin.
Querdenker gesucht
Bei der Alfred Kärcher GmbH und Co. KG in Winnenden kann die Bewerbung ausschließlich online über das „E-Recruiting“ auf der Homepage eingereicht werden. Die Noten sind für das Unternehmen nicht allein ausschlaggebend. „Wir suchen Mitarbteiter, die kreative Ideen einbringen, die Innovationen vorantreiben und auch mal quer denken“, erklärt Ausbildungsleiterin Sabrina Treß. So sei auch wichtig, was der Bewerber in seiner Freizeit mache. Engagiert er sich sozial? Ist er in Vereinen? Ein gerader Lebenslauf ist dabei nicht entscheidend. So kommen für das Unternehmen auch Studienabbrecher oder Bewerber, die vorher eine ganz andere Berufslaufbahn eingeschlagen haben, infrage. Auch bei einer Online-Bewerbung sollte eine gewisse Sorgfalt eingehalten werden. Im Anschreiben ist es wichtig, klarzumachen, warum man diese Ausbildung machen möchte und wo sich die persönlichen Interessen im Beruf widerspiegeln. Nach Eingang der Bewerbungsunterlagen, erhalten interessante Kandidaten einen Link für einen Auswahltest. Den können sie ganz bequem zu Hause absolvieren. Ist diese Hürde geschafft, gibt es eine Einladung zum Assessment-Center. „Das hört sich erst mal gefährlich an, aber hier geht es uns nur darum, den Bewerber kennenzulernen und herauszufinden, ob er zum Unternehmen passt“, erklärt Sabrina Treß.
„Wichtig ist, was die Bewerber in ihrer Freizeit machen.“
Sabrina Tress - Ausbildungsleiterin bei Kärcher
Danach folgt noch das persönliche Gespräch. Hier ist es in erster Linie wichtig, sich nicht zu verstellen und die Fragen ehrlich zu beantworten. Wer genau weiß, was er möchte und was ihn bei der Ausbildung erwartet, wird keine Probleme haben, die Fragen zu beantworten. Nur eines sollte man nicht tun: die Fragen ausschließlich mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. „Das ist ein Stück weit nachvollziehbar, weil viel Nervosität im Spiel ist, aber es macht es uns schwer, die Kandidaten besser kennenzulernen. Es ist wichtig, sich zu zeigen, sich zu präsentieren und erlebbar zu machen“, erklärt die Ausbildungsleiterin. Hier spielt auch das Auftreten in die Bewertung mit rein. Anzug und Krawatte werden nicht erwartet, doch die Kleidung sollte ordentlich und gepflegt sein. Eine Jeans ist durchaus erlaubt. „Auch das sind Dinge, die in das Gesamtbild mit einfließen“, sagt Sabrina Treß.
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