Im Bewerbungsgespräch möchten Personaler in erster Linie herausfinden, ob ihr zu ihrem Unternehmen passt. Diese Frage solltet ihr euch vorab einfach selbst mal stellen. Wenn ihr gut begründen könnt, warum ihr dort hingehört, seid ihr schon ganz gut vorbereitet. Was euch bei eurer Bewerbung noch erwarten kann, lest ihr hier.
„Ich suche keine Schauspieler, sondern Persönlichkeiten“
Das Unternehmen Harro Höfliger bildet nur so viele Personen aus, wie es auch übernehmen kann. Aber wie punktet man im Bewerbungsgespräch so, dass man auf jeden Fall genommen wird? „Das Wichtigste ist, dass die Bewerber authentisch sind“, sagt Personalreferentin Carina Zimmermann. Einfach Antworten aus Magazinen – wie zum Beispiel „Mojo“ – auswendig zu lernen, führe in die Irre. „Es geht ja nicht darum, dass der Bewerber ein Schema erfüllt. Viel wichtiger ist, ob unsere Pläne zusammen passen.“
Wenn sie also nach den Stärken und Schwächen fragt, wünscht sie sich ehrliche Antworten. Aber ist es wirklich sinnvoll, zuzugeben, dass man zum Beispiel eine echt faule Socke ist? Zimmermann lacht. „Man kann so eine Schwäche zugeben, muss dann aber eben überzeugen, dass man sich in der Ausbildung zusammenreißt.“
So klappt das Bewerbungsgespräch, auch wenn man das Gefühl hat, es läuft nicht gut:
„Wenn es am Schluss heißt: ‚Haben Sie noch Fragen’, könnte man die entsprechende Situation aufgreifen und sagen, dass man vorher nicht wusste, was man antworten sollte.“
Alles richtig gemacht
Marcel Bässler war sich nach dem Bewerbungsgespräch gar nicht so sicher, ob er genommen werden würde. „Ich war extrem aufgeregt“, erinnert er sich. „Ich hatte richtige Aussetzer, wusste nicht mehr, was ich sagen wollte.“ Aber er kriegte die Kurve, indem er sich sammelte, kurz nachdachte und noch mal neu ansetzte.
Eigentlich hätte er gar nicht nervös sein müssen, denn er war überdurchschnittlich gut informiert. Über den Beruf Mechatroniker, aber auch über das Unternehmen, das er wegen der Vielfalt an Maschinen und ihrer Kombinationen spannend fand. Und so überzeugte er auch Carina Zimmermann, die es beachtlich fand, dass er mit 15 Jahren so genau wusste, was er möchte.
Tipp von Marcel Bässler, 16 Jahre alt, im ersten Lehrjahr zum Mechatroniker:
„Stresst euch nicht so arg. Zur Vorbereitung fragt ihr am besten Bekannte, die schon Bewerbungsgespräche hatten.“
Allmersbach im Tal
„Unsere Kunden kommen mit einer Produktidee oder mit einem neuen Produkt zu uns und wir entwickeln für sie die passende Produktions- oder Verpackungsmaschine.“
Carina Zimmermann,
Personalreferentin
„Es muss eine Grundherzlichkeit zu spüren sein“
Das sagt Tomas Lisowski, Ausbildungsleiter für die sozialtherapeutischen Berufe der Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Laufenmühle e.V. über seine Erwartungen an künftige Azubis. Die Einrichtung bietet eine innovative Form des Zusammenlebens und Arbeitens von Menschen mit Behinderung. Auch als künftiger Koch oder Bürokaufmann sollte man Freude am Kontakt zu Menschen mit Behinderung haben. Das Motivierende daran? „Jeden Tag aufs Neue kann ich unmittelbar sehen, was meine Arbeit bewirkt“, sagt Personalreferent Martin Tomaschek.
Natürlich sind bei einer so von Nähe geprägten Tätigkeit andere Kompetenzen gefragt als etwa in einer Bank. Aber auch hier ist es den Ausbildungsleitern wichtig, dass sich die Bewerber vorab über ihre Einrichtung informiert haben und Fragen dazu stellen können. Und: „Ohne eine wirklich tief gehende Empathiefähigkeit plus absoluter Verlässlichkeit geht es nicht“, sagt Lisowski. „Beim Koch möchte ich natürlich vor allem die Lust spüren, zu kochen“, ergänzt Tomaschek – aber eben auch noch ein bisschen mehr als das.
Martin Tomaschek, Personalreferent und Ausbildungsleiter für die kaufmännischen Berufe und Köche/Köchinnen, und Tomas Lisowski, Heilerziehungspfleger, Wohngruppenleiter und Ausbildungsleiter für die sozialtherapeutischen Berufe.
Herausragend einfühlsam
„Enkela Vasku hat im Bewerbungsgespräch genau die Herzlichkeit und Transferfähigkeit gezeigt, die wir suchten“, erinnert sich Tomas Lisowski. Der 20-Jährigen war zwar schon lange klar, dass sie in einem sozialen Beruf arbeiten möchte, etwas Scheu vor dem Umgang mit Menschen mit Behinderung hatte sie aber trotzdem. „Ich hatte ein bisschen Angst, etwas falsch zu machen mit ihnen“, sagt sie.
Nach fast einem Jahr Praktikum hat sich diese Sorge gelegt. Sie begleitet und betreut die Menschen mit Behinderung und unterstützt sie bei ihren jeweiligen Talenten, singt, tanzt oder malt mit ihnen. Vor ihrem Bewerbungsgespräch betrafen ihre größten Bedenken ihre Deutsch-Kenntnisse – sie ist erst 2017 aus Albanien nach Deutschland gekommen – aber darüber hinaus hatte sie sich vor allem vorgenommen, offen und ehrlich zu sein. Gerade in einer Einrichtung wie dieser findet sie das wichtig: „Die Menschen mit Behinderung sind so offen und ehrlich zu uns – ich finde es nur gerecht, wenn wir es auch sind.“
Tipp Enkela Vasku, 20 Jahre alt, beginnt im September ihre Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin, absolviert aktuell ihr FSJ:
„Ich war sehr aufgeregt – das geht bestimmt vielen so. Man muss versuchen, diese Emotionen im Gespräch zu nutzen und etwas Gutes daraus zu machen.“
Welzheim
„Wir sind eine anthroposophische Einrichtung, in der Menschen mit Behinderung leben und arbeiten. Bei uns steht nicht im Vordergrund, ob ein Mensch eine Behinderung hat, sondern dass er ein Mensch ist, mit einer unbehinderten Seele. Wir anderen helfen ihm, Expertise für sein Leben zu entwickeln.“
Martin Tomaschek
„Warum wir und
warum dieser Beruf?“
Eine gute Vorbereitung ist das A und O für das Bewerbungsgespräch. Isabel Weindorf erwartet von künftigen Azubis „ein sehr gutes Wissen über das Unternehmen und den Beruf sowie ein Bewusstsein dafür, was man mit dem Beruf überhaupt erreichen will“.
Noten sind ihrer Meinung nach nicht immer aussagekräftig. Wichtiger ist ihr, dass die Bewerber sich mit den Unternehmenswerten identifizieren, zuverlässig sind, Einsatzfreude und Engagement mitbringen. „Das Fachwissen lässt sich erlernen, aber die sogenannten Soft Skills müssen bereits vorhanden sein.“ Wird ein Bewerber angenommen, erwartet ihn eine Berufsausbildung auf dem zukunftssicheren Markt der Industrie 4.0.
So klappt das Bewerbungsgespräch, auch wenn schrecklich nervös ist:
„Wenn Sie es nicht schaffen, Blickkontakt zu halten, dann schauen Sie Ihrem Gegenüber auf die Nasenspitze. Man merkt den Unterschied nicht. “
Ein deutlich erkennbarer Wille
Julia Treitlers Ehrgeiz und ihre spürbare Begeisterung überzeugten die Personaler von Schnaithmann. „Man merkte, sie hatte sich ihre Bewerbung sehr gut überlegt“, sagt Isabel Weindorf. Mittlerweile ist Julia im dritten Ausbildungsjahr und macht parallel ihr Fachabitur am Abendgymnasium. Nach der Ausbildung kann sie dann gleich studieren, wahrscheinlich wird es BWL.
Auf das Bewerbungsgespräch – ihr erstes überhaupt – hatte Julia sich durch ein Trainingsgespräch mit ihrem Vater vorbereitet. „Dennoch fand ich es dann komisch, derart auf dem Präsentierteller zu sitzen. Es hat mich Überwindung gekostet, so offen über mein Leben zu sprechen; mit Leuten, die ich gar nicht kenne.“ Aber dann beschloss sie, die Situation nicht infrage zu stellen, sondern „einfach weiterzumachen, weil ich die Stelle ja unbedingt haben wollte“. Ganz offenbar war das ein guter Vorsatz.
Tipp von Julia Treitler, 20 Jahre alt, im dritten Ausbildungsjahr zur Industriekauffrau:
„Es ist gut, vorher mal Antworten auf die gängigen Fragen formuliert zu haben. Dann kann man locker sein und sich so präsentieren, wie man ist.“
Remshalden
„Wir sind ein Sondermaschinenbauer: Bei uns ist keine Maschine wie die andere. Im Unterschied zum Serienfertiger macht das die Arbeit vielseitiger – und manchmal herausfordernder.“
Isabel Weindorf, Personalleiterin
„Eine Leidenschaft fürs
Berufsfeld sollte erkennbar sein“
Das findet Eva Burkhardt, Personalreferentin bei d&b audiotechnik: „Dabei ist es nicht so wichtig, ob die Erfahrungen durch Praktika oder im privaten Umfeld gesammelt wurden.“ Viel wichtiger sei es, eine Haltung gewonnen zu haben und diese im Bewerbungsgespräch mitteilen zu können. Tatsächlich kennen erstaunlich viele junge Leute die Audiosysteme von d&b audiotechnik oder können sich zumindest etwas darunter vorstellen.
„Jeder hat privat schon mal mit Lautsprechern zu tun gehabt“, sagt die Personalreferentin. „Wir haben ein super Produkt, mit dem man sich identifizieren kann, auch wenn man nicht technikaffin ist.“ Neben der Begeisterung erwartet sie von Bewerbern die „Klassiker“: die eigenen Stärken und Schwächen benennen zu können und eine grundsätzlich offene Haltung.
So klappt das Bewerbungsgespräch, auch wenn man das Gefühl hat, es läuft nicht gut:
„Oft täuscht dieses Gefühl, man ist nur nervös. Am besten ruhig bleiben, sich auf die Atmung konzentrieren und einfach weitermachen.“
Es war mein Traum, hier zu arbeiten
Luca Metzger überzeugte Eva Burkhardt, weil er nicht nur schon viel Praxiserfahrung gesammelt, sondern sich zudem intensiv mit den Eigenschaften des Berufs auseinandergesetzt hatte. „Ihm war klar, dass er oft arbeiten wird, wenn andere frei haben – aber seine Begeisterung hat darunter nicht gelitten.“
Luca wird später als Fachkraft für Veranstaltungstechnik dafür sorgen, dass auch noch die schwierigste Location perfekt beschallt wird. Für dieses Thema brannte er schon vor dem Bewerbungsgespräch. Knifflig fand er im Gespräch nur die Frage nach seinen Schwächen; er wusste, sein Englisch war nicht gut, und er wusste, im Unternehmen wird viel Englisch gesprochen. „Also habe ich angeboten, dass ich was für meine Sprachkenntnisse tue. Es war mein Traum, hier zu arbeiten“, sagt er. „Deswegen musste ich im Bewerbungsgespräch überzeugen!“ Es ist ihm gelungen.
Tipp von Luca Metzger, 20 Jahre alt, im zweiten Lehrjahr zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik:
„Authentisch bleiben, versuchen, die Leute von sich zu überzeugen, aber nicht übertreiben. Nichts Falsches erzählen, nichts dazudichten.“
Backnang
„d&b hat sich auf die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb professioneller Beschallungssysteme spezialisiert.“
Eva Burkhardt,
Personalreferentin
„„Ich möchte Präsenz
und Aufmerksamkeit
spüren““
Erni ist ein Hightech-Betrieb. Auszubildende werden hinsichtlich der Arbeitsmarkterwartungen an technischer Innovation bestens ausgerüstet. Dafür erwartet Ausbildungsleiterin Betha König von Bewerbern klassische Tugenden wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und dass sie sich vorab über das Unternehmen und über den Ausbildungsberuf informiert haben.
„Es ist sehr zäh, wenn man jemandem erst noch erklären muss, für was er sich eigentlich beworben hat“, erklärt sie lachend. So etwas kommt zum Beispiel vor, wenn die Eltern die eigentliche Triebfeder für die Bewerbung waren.
Fehlender eigener Antrieb drückt sich unwillkürlich in der Körperhaltung aus: Tief in den Angeln hängend, die Beine weit von sich gestreckt und die Arme vor der Brust gekreuzt kann einfach kein Funke zünden. „Wenn dagegen jemand ausstrahlt oder sogar ausspricht, dass er oder sie sich freut, da zu sein – das finde ich schön.“
So klappt das Bewerbungsgespräch, auch wenn mansich verhaspelt:
„Nervös zu sein ist nicht schlimm. So ein Gespräch ist ein Geben und Nehmen: Der Jugendliche bewirbt sich bei uns, wir wiederum umwerben ihn. Einfach kurz sammeln, was trinken, dann geht‘s weiter.“
Aus Erfahrung klug
Lorenz Kaupp hatte bereits eine Ausbildung zum Koch absolviert und auch schon als solcher gearbeitet, bevor er sich für einen Neuanfang entschied. Nach gründlicher Recherche entschied er sich für den Verfahrenstechniker für Kunststoff und Kautschuktechnik – und für Erni als Ausbildungsbetrieb.
Schon in der schriftlichen Bewerbung erklärte er seinen Werdegang und seine Pläne, denn: „Ich finde, das Unternehmen muss erfahren, warum ich nicht mehr in dem Beruf arbeite, den ich zuerst gelernt habe.“ Diese sorgfältige Auseinandersetzung war im Bewerbungsgespräch natürlich zu spüren. Betha König erinnert sich: „Er war gleich sehr offen, geradeheraus und unerschrocken.“
Natürlich kam Lorenz seine Lebenserfahrung zugute. So hibbelig wie mit 16 war er nicht mehr. Warum auch: „Ich wusste, was die Firma macht, und hatte mich über den Beruf sehr gut informiert. Schließlich wollte ich dieses Mal mit der Berufswahl auf Nummer sicher gehen.“
Tipp von Lorenz Kaupp, 27 Jahre alt, im zweiten Lehrjahr zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuktechnik:
„Seid so, wie ihr seid. Und wisst, was man mit dem Ausbildungsberuf später eigentlich macht, und in welchen Bereichen man damit arbeiten kann.“
Adelberg
„Wir produzieren qualitativ sehr hochwertige Steckverbinder für Kunden aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau. Unsere Steckverbinder sind dort zu finden, wo Strom oder Informationen fließen.“
Betha König,
Ausbildungsleiterin
Dein MoJo für die Jobsuche